Grigory Gordon: Es vergeht und bleibt
			Eine Erzählung Kuprins - sie kam mir unter die Augen, als ich als Neunjähriger gerade anfing mich mit Musik zu beschäftigen, - fesselte lange meine Phantasie: Ein Junge der Klavier spielte, wurde gebeten an Weihnachten zur Unterhaltung der versammelten Gäste zu spielen; zufällig kommt Anton Rubinstein zum Hausherrn, er hört dem Spiel des Jungen zu - und entführt ihn in seinem Schlitten und erklärt ihm unterwegs sehr wichtige Dinge...
Mit Vergnügen habe ich mich selbst an der Stelle des Jungen gesehen, aber mich holte nicht Anton Rubinstein (zumal er ja schon „beschäftigt“ war), sondern... Emil Gilels! Ich hatte nie daran gezweifelt, dass er zu Anton Rubinsteins Zeit lebte, - so hallte sein Ruhm, - denn nur in jenen Zeiten gab es solche Riesen! Andere Pianisten gab es wirklich, aber er blieb für mich irgendwie ein Märchenheld, obwohl es sich allmählich herausstellte, dass Gilels unter uns lebte... Einmal, als ich allein zu Hause war und etwas auf dem Klavier spielte, öffnete sich weit die Tür und ich sah auf der Schwelle einen Bettler stehen (der Krieg war erst vor kurzem zu Ende gegangen und Bettler kamen oft ins Haus); es war ein Alter in schmutzigen Lumpen, zerzaust, ein ziemlich furchterregender Anblick. Nach allem zu urteilen, hatten ihn die Klänge hergeführt, die vom äußersten Ende der großen Gemeinschaftswohnung her drangen. Die Hand hoch erhoben und den Zeigefinger zur Decke gestreckt, sagte er feierlich: „Junger Mann! Ich wünsche ihnen, dass Sie Emil Gilels erreichen!“ Und dann schlug er die Tür zu und verschwand auf der Stelle. Ich war verblüfft, aber auch geschmeichelt, dass Worte, die sich auf Emil Gilels bezogen, an mich gerichtet waren. Leider war nicht klar, in welchem Sinne ich ihn „erreichen“ sollte - ob ich irgendwann sein Schüler oder ob ich irgendwann einmal eben so ein berühmter Pianist werden sollte, wie er (ein Variante, die mir mehr gefiel). Noch lange Zeit bemühte ich mich, dieses Rätsel zu lösen.
Gilels wurde oft im Radio übertragen, man konnte seinem Namen auf Plakaten begegnen - und das bedeutet, man konnte sogar in seine Konzerte gehen! ...und ich begann mir meinen Weg zu bahnen, - um jeden Preis! - indem ich mich bemühte kein einziges Konzert zu versäumen. Muss ich sagen, dass ich vollkommen hingerissen war - Gilels war mein Idol geworden. Ein für allemal!
An den Tagen seiner Konzerte war ich irgendwie so aufgeregt, als 
			müsste ich - selbst spielen. Die zwei „Amphitheater“ des Großen Saales 
			des Konservatoriums trennten ihn immer von mir - niemals kam ich ihm 
			auf einer kürzeren Entfernung nahe.
Aber da erblickte ich ihn einmal 
			von ganz nah - jemand hatte mich in eine Loge direkt am Zugang zur Bühne 
			geführt. Links war der überfüllte, erregte und dröhnende Saal, unerwartet 
			aufgesprungen, als wäre er explodiert von den Applaudierenden; rechts 
			- er, gelassen, ruhig, als hätte all das was hier geschah, nichts mit 
			ihm zu tun. Gemessen und ruhig ging er zum Klavier. Als er sich an den 
			Flügel setzte, sah ich sein Gesicht - merkwürdig, anderen Gesichtern 
			nicht ähnlich und schön in seiner Ungewöhnlichkeit: Es war konzentriert 
			- undurchdringlich und gleichzeitig erstaunlich vergeistigt - man konnte 
			den Blick nicht von ihm wenden. Im Deckel des Flügels spiegelten sich 
			seine Hände - in ihrer „Art sich zu bewegen“ war etwas Verzauberndes.
			Gilels’ Spiel zu beschreiben - wäre sinnloses Bemühen: Um es zu beschreiben, 
			muss man sich wenigstens auf der Höhe bewegen, auf der er spielte, und 
			das ist kaum möglich.
Ich folgte ihm - man kann sagen, jagte ihm 
			nach - so gut ich konnte. Einmal erblickte ich sein Porträt im Schaufenster 
			eines kleinen Fotogeschäfts in der Gorkij-Straße (gegenüber dem Tschaikowskij-Saal) 
			- und meine Spaziergänge bekamen eine neue Richtung; Sergej Obraszows 
			Film „Das Wunderbare ist unter uns“ sah ich mehrmals: Dort spielt Gilels 
			- sicherlich nicht länger als eine Minute – „Jardins sous la pluie“ 
			von Debussy!
Kurz gesagt: Gilels verschwand nicht aus meinem Gesichtskreis 
			- weder in den Schuljahren noch später, während meines Studiums bei 
			G. Neuhaus im Gnessin-Institut. Als ich dieses beendet hatte, ging ich 
			nach Brjansk, um zu arbeiten; als ich aus Moskau wegfuhr, dachte ich 
			mit Bedauern, dass ich Gilels jetzt wohl einige Jahre nicht mehr hören 
			würde…
(Freilich war die Verbindung mit Moskau nicht abgebrochen, 
			weil ich bei Neuhaus ein Fernstudium belegt hatte).
In Brjansk hatte 
			man eine Musikschule eröffnet und in der ersten Zeit war ich an ihr 
			der einzige Pianist.
Es war im Dezember 1960. Und an einem wunderschönen 
			Tag, wie es in alten Büchern heißt, kam die Direktorin der Brjansker 
			Philharmonie Galina Iwanowna Sofronowa zu mir und teilte mir im Vertrauen 
			mit:
„Wissen Sie, dass Gilels zu uns kommt?“
Was für eine Nachricht!
			Die Stadt kam in Bewegung - die Karten waren im Nu ausverkauft. Gilels 
			war niemals in Brjansk gewesen, aber wer kannte diesen Namen nicht! 
			Im Triumph war er durch alle Länder und Kontinente spaziert, sogar in 
			seinem Klang - als hätte sich das Schicksal selbst darum gekümmert - 
			hört man gleichsam leichte, helle, jubilierende Glocken! Hört zu: Emil 
			Gilels!
Er kam für einen Tag nach Brjansk.
Galina Iwanowna ordnete 
			an:
„Am Morgen fahre ich zum Bahnhof, um Gilels abzuholen, und Sie 
			warten hier - ich werde ihn in die Schule bringen.“
Die Schule befand 
			sich direkt im Zentrum der Stadt - ein gemütliches zweistöckiges Gebäude, 
			in dem sich meine Klasse befand - die erste im Gang nach dem Treppenabsatz 
			des ersten Stocks. Unter ihr, im Erdgeschoß war die Eingangstür. Ich 
			wartete, über das Geländer gebeugt, schaute ich hinab. In der Schule 
			war kein Mensch; ich erinnere mich jetzt nicht mehr warum - entweder 
			war es Sonntag, oder man hatte den Unterricht aus diesem Grund verlegt.
			Schließlich schlug die Eingangstür und Galina Iwanowna beendet den Satz:
			„… in der Ausbildung bei Neuhaus…“
„Nein“, hörte ich seine Stimme 
			…
Ich stürzte in die Klasse und den Atem anhaltend hörte ich, wie 
			sich Schritte näherten. Als Erste trat die strahlende Galina Iwanowna 
			ein, hinter ihr - er.
„Guten Tag, Emil Grigorjewitsch!“
Er blieb 
			nicht stehen, machte einige Schritte auf mich zu, sah mir schweigend 
			in die Augen und streckte mir die Hand entgegen; sie war gleichzeitig 
			stark und weich, wie ein Kissen. ‚Klein ist sie!’ - schoss es mir durch 
			den Kopf.
Sich die Hände warmreibend (vom Weg!), fragte er:
„Wo 
			kann man sich hier vorbereiten?“
Ich führte ihn in den Saal (Galina 
			Iwanowna ging, nachdem sie ihre Aufgabe erfüllt hatte), der speziell 
			für ihn vorbereitet worden war. Hier stand ein neuer, sehr guter „Blüthner“.
			Ich wollte schon fortgehen um ihn nicht zu stören, aber da geschah etwas 
			Unvorhergesehenes.
„Haben Sie jetzt Zeit?“, fragte er.
„Ja natürlich, 
			Emil Grigorjewitsch.“
„Ich würde Ihnen gern das Programm vorspielen; 
			ich habe es noch vor keinem Musiker gespielt.“
Das war umwerfend. 
			Ich verstand sehr wohl: Jeder Beliebige hätte an meiner Stelle sein 
			können - Gilels musste sich für das Konzert sozusagen einspielen, - 
			unwichtig vor wem - er musste sich selbst überprüfen. Wer war ich für 
			ihn? - der Erstbeste, der einen Bezug zur Musik hatte, der irgendwo 
			in den Brjansker Wäldern verloren gegangen war. Was für ein Glück hatte 
			ich doch!
Er war ruhig und bedächtig; man hatte nicht den Eindruck, 
			dass abends ein Konzert bevorstand. Nachdem ich mich in einer der ersten 
			Reihen des Saals niedergelassen hatte, interessierte er sich dafür, 
			wo ich studiere, bei wem, was ich spiele. Ich musste in nächster Zeit 
			mit Orchester spielen.
„Und wer ist der Dirigent?“
Er hörte ganz 
			aufmerksam zu. Allmählich kam das Gespräch auf das heute stattfindende 
			Konzert. Er fragte, wie das Publikum in der Stadt sei, ob noch jemand 
			anderer hier gastiere. Ich antwortete, dass es noch nicht lang her war, 
			dass Jakow Sak hier war.
„Was hat er gespielt?“
„Die ‚Rhapsodie 
			über ein Thema von Paganini’.“
„Mit wem?“
„Mit der Philharmonie 
			von Nord-Ossetien, die Pawel Jadych dirigierte.“
Gilels winkte mit 
			der Hand ab:
„Nun, das spielt er auch mit Galina Iwanowna.“
Das 
			Programm des heutigen Konzertes war auf den Plakaten nicht aufgeführt 
			und ich wartete ungeduldig, was er denn spielen würde.
„Ich werde“, 
			sagte er schließlich, „Sonaten von Scarlatti, C. Ph. E. Bach, Haydn 
			und Clementi spielen.“
Und da er offensichtlich fürchtete, dass dieses 
			Programm „unvorteilhaft“ sein könnte, fragte er:
„Was denken Sie, 
			kann man das spielen oder sollte man es lieber ändern?“
Ich begann 
			ihn zu überzeugen (im Übrigen in voller Überzeugung), dass man nichts 
			ändern müsse, dass man zuhören würde und dass man hier jede Musik spielen 
			könne.
„Wie hat sich alles verändert“, sagte er. „Früher hätte man 
			ein solches Programm nur in Moskau spielen können.“
Er stand auf 
			und ging auf die Bühne.
"Und wie soll man es am besten ansagen? Nun: 
			‚Wir beginnen das Konzert so und so’. Und weiter? Vielleicht: ‚Auf dem 
			Programm steht eine Klassische Sonate?’“
Gleichsam als wollte er 
			den Zuhörer warnen: Erwarten sie nicht die „Apassionata“ oder eine Rhapsodie 
			von Liszt.
„Oder vielleicht“, fragte ich, „eine ‚Sonate alter Musik’ 
			- zum besseren Verständnis?“
Dem gegenüber schien er irgendwie skeptisch 
			zu sein und sagte unbestimmt:
„Vielleicht …“
Und dann spielte 
			er das ganze Programm, vom Anfang bis zum Ende. Ich saß einige Meter 
			von ihm entfernt - ich hörte alles und sah alles. Es ist wohl überflüssig, 
			denke ich, von dem Eindruck zu erzählen. Bei den letzten Akkorden der 
			Sonate von Clementi konnte ich einfach nicht mehr sitzen bleiben und 
			als er, nachdem er sie beendet hatte, in den Saal schaute - stand ich 
			schon, als ob es mich vom Stuhl gerissen hätte.
„Emil Grigorjewitsch, 
			ich werde das niemals vergessen!“
Er machte nur eine Geste mit der 
			Hand, während er ungefähr sagte: „Ach was, es lohnt sich nicht, darüber 
			zu sprechen…“
Wir verließen die Schule und kamen zum Gasthaus, das 
			ganz in der Nähe war.
„Ich muss unbedingt tagsüber etwas schlafen“, 
			sagte er.
Vor dem Gasthaus, auf dem Vorplatz stolzierten Tauben wichtig 
			umher. Er blieb stehen. Schaute ihnen nach. Schwieg eine zeitlang.
			„Was für ein Schöner ist der dort!“ Und er zeigte mit dem Finger darauf. 
			An der Tür fragte er vorsichtig:
„Könnten Sie nicht um sechs kommen 
			und mich abholen? Wir könnten zusammen fahren.“
Natürlich einigten 
			wir uns über alles.
Das Konzert fand im Kulturpalast von Beshitzkij 
			statt. Früher einmal war Beschiza eine selbständige Stadt gewesen, aber 
			mit der Zeit war sie von Brjansk „geschluckt“ worden, und es wurde zum 
			Beshitzkij-Gebiet von Brjansk - mit dem Auto war es eine Fahrt von ungefähr 
			fünfzehn Minuten.
Gegenüber der Philharmonie standen zwei Autos bereit; 
			in einem von ihnen nahmen Galina Iwanowna und er Platz, nachdem er mich 
			hartnäckig eingeladen hatte, mit ihnen zu fahren (er hatte lange die 
			Tür aufgehalten). Aber ich hatte mich geniert und setzte mich in das 
			andere Auto - ich erinnere mich wirklich nicht mehr mit wem. Als wir 
			beim Kulturpalast ankamen, war das Auto mit Gilels aus irgendeinem Grund 
			nicht da, obwohl es vor uns abgefahren war. Wir warteten einige Zeit; 
			schließlich erschien es. Da stellte sich heraus, dass sich der Chauffeur 
			geirrt und Gilels zu einem anderen Ort gefahren hatte. Aber Ende gut, 
			alles gut.
Der riesige Saal des Kulturpalastes war schon brechend 
			voll. Wir gingen alle hinter die Kulissen und Gilels führte man ins 
			Künstlerzimmer. Durch den geschlossenen Vorhang lärmte und applaudierte 
			der ungeduldige Saal; die Bühne war jedoch leer - der Flügel stand an 
			der Seite, in der „Tasche“, und unter ihm lag, wie ein Chauffeur unter 
			dem Auto, der Klavierstimmer G. K. Bogino, der, wie sich herausstellte, 
			zusammen mit Gilels gekommen war und sich am gleichen Morgen in den 
			Palast begeben hatte. Den ganzen Tag, ohne Pause zu machen, versuchte 
			er den Flügel in Ordnung zu bringen, natürlich sehr wohl wissend wie 
			ihn Gilels haben wollte.
Das Konzert sollte beginnen und Bogino beeilte 
			sich und war nervös. Unbemerkt war Gilels, schon im Frack, herangekommen 
			und fragte leise:
„Wie sieht es aus?“
Er schien mir müde, hohlwangig, 
			irgendwie zerknittert; ich bin sogar richtig erschrocken.
„Fertig“, 
			sagte schließlich Bogino erleichtert und einige Männer schoben den Flügel 
			auf die Bühne. Es war Zeit in den Saal zu gehen; als ich wegging, schaute 
			ich mich um - Gilels winkte mir mit der Hand. Und ich traute meinen 
			Augen nicht: Vor mir stand ein völlig anderer Mensch, er hatte sich 
			im Augenblick verwandelt - er war schneidig, munter, elegant. Auf die 
			Bühne hinaus trat ein junger Gilels, ganz als ob er über die Begegnung 
			mit dem Publikum, das ihn begeistert begrüßte, vor Freude strahlen würde. 
			Mit angehaltenem Atem hörte der Saal dem „schwierigen“ Programm zu - 
			kaum jemand verstand es die Zuhörer so zu fesseln, wie er. Der Erfolg 
			war unvorstellbar.
Einige Zeit später fuhr ich wegen meiner Doktorarbeit 
			nach Moskau. Als ich zu Neuhaus kam, traf ich ihn in aufgeregtem Zustand 
			an, - sofort sagte er:
„Wie spielte Gilels die Sonaten! Wie klingt 
			der Flügel! Ich konnte nicht kommen, ich habe mich scheußlich gefühlt 
			und habe ihn am Radio gehört, - sogar ein Telegramm habe ich ihm geschickt!“
			Er konnte sich einfach nicht beruhigen und wiederholte:
„Wie klingt 
			der Flügel!“
Im folgenden Jahr kam Gilels wieder nach Brjansk. Mit 
			dem Recht alter Bekannter fuhren wir ihn abzuholen - Galina Iwanowna, 
			ich und einige meiner Schüler.
Aus dem Waggon, in dem er ankommen 
			sollte, stiegen alle bis auf den letzten Passagier aus, aber er war 
			nicht dabei. Galina Iwanowna wurde blass:
„Er ist nicht gekommen! 
			Und dabei ist alles ausverkauft!“
Die Menge auf dem Bahnsteig begann 
			sich schon zu lichten, als sich ganz am Ende des Zuges, fern von uns, 
			zwei Figuren abzeichneten - Gilels und der Manager, der ihn begleitete. 
			Es stellte sich heraus, dass Gilels zu ihm in den Waggon gewechselt 
			hatte (anscheinend einem Waggon mit Platzkarten) und die ganze Nacht 
			bei ihm geblieben war, weil er nicht allein in der besseren Klasse fahren 
			wollte. Das war er - der „unzugängliche“ Gilels!
„Sie hatten dazu 
			Lust - so in der Frühe!...“, sagte er zu mir, aber er freute sich offensichtlich, 
			dass ihn eine große Delegation empfing.
Dieses Mal fand das Konzert 
			im Pionierpalast statt, im Zentrum von Brjansk; die Plakate waren „blind“ 
			- ohne Programmangabe. Gilels probte im Gebäude der Philharmonie - er 
			spielte einzelne Stellen aus einer Sonate von Liszt und während des 
			Tages ging er, um sich den Flügel anzusehen. Wir gingen auf die Bühne 
			und er spielte sofort ein Glissando aus Ravels „Alborado“ - aber wie! 
			Ich fragte ihn, ob er das heute spielen würde.
„Nein, drei Sonaten 
			- von Chopin die b-moll-Sonate, von Schumann fis-moll, und Liszt.“
			Was das für ein Konzert war, kann man gar nicht versuchen zu erzählen! 
			Wir - eine ganze Schar Leute - begleiteten Gilels durch die dunkle und 
			stille Straße bis zum Hotel.
Plötzlich drangen aus den Fenstern eines 
			Großen Hauses die Klänge des Dritten Klavierkonzertes von Rachmaninow. 
			Dort wohnte meine Schülerin, die - rasch vom Konzert zurückgekehrt - 
			den Augenblick abgepasst hatte, als er unter ihren Fenstern vorüberging, 
			und spielte laut, für die ganze Straße!
„Das ist Ihnen zu Ehren, 
			Emil Grigorjewitsch!“ sagte ich zu ihm. Er dachte nach und bemerkte 
			beiläufig:
„Aber ich spielte doch auch das Vierte Konzert.“
„Ich 
			weiß.“
Dann kam die Rede auf Schumann im Zusammenhang mit der gerade 
			gespielten Sonate.
„Ich spielte auch die Zweite Sonate“, sagte er 
			unvermutet.
„Ich weiß, Emil Grigorjewitsch.“
„Und mit beiden Finale“, 
			fügte er hinzu, in Hinblick auf das Presto passionato.
„Auch das 
			weiß ich.“
Meiner Meinung nach war er über diese außerordentlichen 
			Kenntnisse erstaunt.
Es vergingen ungefähr zwei Wochen. Ich war ein 
			weiteres Mal nach Moskau gekommen, und - welch ein Zusammentreffen! 
			- im Großen Saal des Konservatoriums spielt Gilels. Aber ich hatte für 
			das Konzert keine Karten mehr erhalten können, ungeachtet aller Schritte, 
			die ich unternommen hatte. Nachdem ich während des ganzen Konzertes 
			in der Garderobe herumgeschlendert war, ging ich direkt hinter die Kulissen; 
			ich befand mich am Ende einer sehr langen Schlange und drang schließlich 
			zu ihm vor.
„Sie sind in Moskau?“, wunderte er sich.
Ich streckte 
			ihm das Buch über ihn von Chentowa entgegen, das ich mitgebracht hatte 
			- die erste, sehr eindrucksvoll aussehende Ausgabe. Er öffnete es und 
			schrieb rasch unter das Porträt:
„Zur Erinnerung an unsere Begegnungen 
			dem lieben Grischa Gordon zur Erinnerung, mit den allerbesten Wünschen.
			18.10.1961. Emil Gilels“.
Dann fragte er:
„Haben Sie meine Telefonnummer?“
			Mir war es peinlich bei dieser Menge von Leuten mit dem Aufschreiben 
			einer Telefonnummer herumzuhantieren und ich sagte, dass ich sie leicht 
			erfahren könne.
„Rufen Sie mich an, wenn Sie spielen werden; ich 
			möchte hören, wie Sie spielen.“
Das wurde in einem Ton gesagt, der 
			keinen Widerspruch duldete, es war fast ein Befehl. Ich geriet in Panik. 
			Es blieb nur eine Hoffnung: Vielleicht sagte er das nur sozusagen als 
			Nettigkeit - und er wird es vergessen… Aber er wiederholte es hartnäckig 
			jedes Mal, wenn ich zu ihm ins Künstlerzimmer kam.
Was war da zu 
			tun? Ich konnte nicht kneifen, - und eines Tages, es war einige Tage 
			vor meinem Konzert, rief ich ihn an. Leicht gesagt - ich rief ihn an! 
			Vor allem musste ich die Telefonnummer auftreiben, was sich unvorhergesehenerweise 
			als fast hoffnungslos herausstellte. Meine Erwartungen erfüllten sich 
			nicht: Diejenigen, bei denen ich nachfragte, wussten die Telefonnummer 
			nicht. Da brachte mich jemand auf einen Gedanken: Wenn man die Adresse 
			hat - und die kannte ich - kann man von der Auskunft die Telefonnummer 
			erhalten, das heißt - eine Telefonnummer zu der Adresse erfragen. Ich 
			rufe bei der Auskunft an:
„Sagen Sie bitte, können Sie mir die Telefonnummer 
			zu einer Adresse sagen?“
„Zu welcher Adresse?“, fragte wie gewohnt 
			eine weibliche Stimme. Ich nannte sie.
„Einen Augenblick“, erklang 
			es vielversprechend am anderen Ende der Leitung.
Nach einer gehörigen 
			Pause sagte die Stimme:
„Telefonnummern dieser Art geben wir nicht 
			heraus“, und der Hörer wurde aufgehängt.
Was tun?! Zum Glück kam 
			mir ein unkonventioneller Weg in den Kopf, der funktionierte.
Aber 
			meine Qualen endeten damit nicht - mir stand das Schwierigste noch bevor: 
			Einen halben Tag schlich ich um das Telefon herum - und schließlich 
			hatte ich mich entschieden…. Dennoch dachte ich tief in meiner Seele 
			nicht daran, dass er kommen würde und höchstwahrscheinlich war er auch 
			auf Tournee…
Er kam selbst ans Telefon. Ich stammelte etwas und hörte 
			als Antwort: Leider wird er nicht in Moskau sein, er fährt zu Konzerten 
			nach Gorkij. Und damit endete das Gespräch. Ich muss sagen, dass ich 
			erleichtert war wie nie zuvor.
Gilels kam noch einmal nach Brjansk, 
			aber ich war schon nicht mehr dort. Wenn ich jedoch in Moskau zu ihm 
			ins Künstlerzimmer ging, fühlte ich mich richtig glücklich, ihn aus 
			der Nähe zu sehen… Er war sehr unterschiedlicher Stimmung: aufmerksam 
			und zerstreut, sanft und irgendwie fremd. Das hing natürlich davon ab, 
			ob er mit dem Konzert zufrieden war, - die gerade erklungene Musik ließ 
			ihn noch lange nicht los…
Aber eines Tages verpasste ich ein Konzert: 
			Die Schlange, die nach übrigen Karten fragte zog sich fast bis zu den 
			Nikitskij-Toren und all meine Tricks führten zu nichts. Ich war verzweifelt 
			und nachdem ich nach Hause zurückgekehrt war, schrieb ich ihm einen 
			Brief - wie man ihn eben nur in der Jugend schreiben kann… Ich schickte 
			ihn ab.
Es vergingen ungefähr zwei Monate - da erhielt ich eine farbig 
			glänzende Postkarte mit der Innenansicht irgendeiner Kathedrale; auf 
			dem Poststempel stand „Paris“. Ich lese und traue meinen Augen nicht:
			„21.4.1969
Lieber Grischa!
Danke für Ihre warmherzigen Worte. 
			Ich grüße Sie herzlich und wünsche Ihnen Glück und Erfolg.
Ihr Emil 
			Gilels“
Seit jener Zeit sandte er zu jedem Neujahr eine Glückwunschkarte 
			und als ich heiratete - eine für uns beide.
Im Herbst des gleichen 
			Jahres kam das Leipziger Gewandhausorchester nach Moskau; der Dirigent 
			war Kurt Masur. Am 20. September spielten sie im Tschaikowskij-Saal 
			neben Stücken eines zeitgenössischen deutschen Komponisten die Erste 
			Sinfonie von Brahms und das Fünfte Konzert von Beethoven (Solist - Günther 
			Kooz). Ich ging hin.
Plötzlich stand ich in der Pause Gilels gegenüber. 
			Wir gingen zusammen aus dem Saal ins Foyer.
„Haben Sie einen Plattenspieler?“, 
			fragte er vorsichtig.
„Ja, Emil Grigorjewitsch.“
Ich war stehen 
			geblieben und wartete, wie es weiter ginge.
„Ich möchte Ihnen ein 
			paar von meinen Platten geben.“
„Ich werde sehr gut auf sie aufpassen!“, 
			versicherte ich ihm.
„Nein, ich möchte sie Ihnen schenken“, sagte 
			er irgendwie vorwurfsvoll über meine Begriffsstutzigkeit.
Wir standen 
			gerade unter seinem großen Porträt. Er sprach über die As-Dur-Sonate 
			von Weber, darüber, wie er sie liebe.
„Sie spielte eine sehr große 
			Rolle in der Musikgeschichte.“
Die Leute, die ihn erkannten, gingen 
			in ehrfurchtsvollem Abstand um unsere „Gruppe“ herum.
Mit einer baldigen 
			Übergabe der Schallplatten konnte man nicht rechnen - er war zu sehr 
			beschäftigt. Aber trotzdem, er hatte es jedenfalls versprochen…
Unerwartet 
			(es war immer unerwartet!) wurden im Winter zwei seiner Konzerte angekündigt: 
			Für den 3. Januar - das Erste Konzert von Tschaikowskij mit Jewgenij 
			F. Swetlanow und für den 5. Januar - ein Soloabend: Mozart, Schumann, 
			Prokofjew. Im letzten Augenblick - ein äußerst seltener Fall! - änderte 
			Gilels das Programm und auf den Plakaten des Konservatoriums stand nur 
			ein Name - Mozart. Die Rätselhaftigkeit dieser Änderung heizte nur die 
			auch ohnedies riesige Aufregung über das Konzert an.
In das Sinfoniekonzert 
			gelangte ich irgendwie; für das Solokonzert gab es jedoch keine Hoffnung, 
			- und hinter den Kulissen, nach dem Tschaikowskij-Konzert, war ich gezwungen 
			ihm zu sagen:
„Emil Grigorjewitsch, ich habe keine Karte für übermorgen.“ 
			Es war übervoll: Die Leute drängten sich um ihn, umarmten ihn, hingen 
			an ihm, er ging mit irgendjemanden zur Seite und achtete überhaupt nicht 
			auf meine Worte.
Am Tag des Mozart-Konzertes wartete ich seit dem 
			Morgen auf irgendwelche Nachrichten: Es kam ja manchmal vor, dass irgendjemand 
			anrief und eine zufällig „übrige“ Karte anbot, wer weiß…
Das Telefon 
			läutete. Eine unbekannte Männerstimme:
„Kann ich Grigorij Borisowitsch 
			sprechen?“
„Ja, ich bin am Apparat.“
„Guten Tag, Grischenka! Hier 
			ist Emil Grigorjewitsch.“
!!!
Meine Verwirrung anscheinend erkennend, 
			fuhr er fort:
„Ich habe Ihnen einen Passierschein für zwei Personen 
			an der rechten Eingangskontrolle hinterlegt - an der Treppe, in der 
			rechten Ecke, auf Ihren Namen. Also, kommen Sie.“
Außer „danke“ konnte 
			ich nichts herausbringen, aber ich musste das Gespräch schnell beenden 
			- am Abend musste er doch spielen… Im letzten Moment kam mir die Erleuchtung:
			„Hals- und Beinbruch, Emil Grigorjewitsch!“
Er schien auch nichts 
			anderes als das erwartet zu haben:
„Spuck drauf!“ antwortete er mit 
			Vergnügen anstelle des traditionellen „Zum Teufel“.
Das Konzert war 
			eines von denen, die man sein ganzes Leben nicht vergisst. Im Künstlerzimmer 
			sagte er mir:
„Dieses Programm bereite(!) ich für Salzburg vor.“
			Im folgenden Jahr, 1971, ging ich nach seinem Konzert wie immer zu ihm 
			ins Künstlerzimmer. In diesem Augenblick übergab ihm jemand einen ganzen 
			Stoß Fotografien, auf denen er während der Probe mit dem Orchester aufgenommen 
			worden war. Die Aufnahmen waren großartig, ich war geradezu neidisch. 
			Nachdem er sie flüchtig angesehen hatte, breitete er sie auf dem Tisch 
			aus:
„Suchen sie sich aus, welche Ihnen am besten gefällt …“
Ich 
			zog eine heraus, auf der die Hände gut zu sehen waren, und Gilels versah 
			sie schnell mit einer Widmung.
„Das ist in Hamburg“, sagte er. „Ich 
			habe dort einen Zyklus gespielt“. (Er meinte den Zyklus aller Beethovenkonzerte). 
			Sich verabschiedend sagte er:
„Wir sollten uns einmal treffen, uns 
			unterhalten…“
Er begann öfter anzurufen. In der ersten Zeit erkannte 
			ich seine Stimme nicht - ich glaubte immer noch nicht, dass er mich 
			anruft. Ich sagte ihm sogar, dass es mir immer schien, als würde mich 
			jemand zum Narren halten.
„Dieses Mal nicht“, antwortete er. Eines 
			Tages rief er an:
„Was machen Sie heute Abend, Grischenjka? Wenn 
			Sie können, kommen Sie mit Innotschka zu mir, - ich werde allein zu 
			Hause sein, - treffen wir uns, setzen wir uns zusammen und unterhalten 
			uns…“
Er fragte, wie ich meine Schallplatten „erfasse“ und, nachdem 
			er erfahren hatte, dass ich ein spezielles Album dafür habe, fragte 
			er mich, ob ich es mitbringen könne. Das war natürlich mehr als ein 
			Wink mit dem Zaunpfahl - na endlich! Die Volksweisheit sagt: „Auf das 
			Versprochene wartet man drei Jahre“. Und tatsächlich - es waren genau 
			drei Jahre vergangen!
Eilig brachen wir auf und fuhren hin, nachdem 
			wir zuvor schnell noch in einem Notengeschäft an der Neglinnaja vorbeigeschaut 
			hatten, wo wir ihm als Geschenk eine Faksimileausgabe der handschriftlichen 
			Partitur von Tschaikowskijs Sechster Sinfonie kauften. Wenn er sie nicht 
			hatte, dann musste das für ihn interessant sein - denn er hatte erst 
			kürzlich alle drei Konzerte von Tschaikowskij gespielt. Und tatsächlich: 
			Er nahm den dicken Band behutsam in die Hände, blätterte ihn ein wenig 
			durch und legte ihn beiseite - offensichtlich bis zu einer passenderen 
			Gelegenheit.
Sofort sprach er über das Dritte Konzert:
„Zu ihm 
			habe ich eine ganz besondere Beziehung - es ist doch das letzte Werk 
			von Tschaikowskij!“
In der Küche setzte er uns an den Tisch, er selbst 
			zauberte Kaffee und verhielt sich so, als wäre er unser alter, guter 
			Bekannter; unsere Befangenheit fiel von uns ab. Ich sagte ihm, dass 
			man unbedingt alle drei Konzerte von Tschaikowskij aufnehmen müsse.
			„Nun, man kann doch nicht alles aufnehmen“, antwortete er belehrend. 
			Danach fragte er plötzlich:
„Kennen Sie diesen Künstler - Dali?“
			Und nachdem er erfahren hatte, dass wir ihn kennen, brachte er eine 
			Zeichnung und zeigte sie uns, die ihm Salvador Dali geschenkt hatte. 
			Allmählich bewegten wir uns in Richtung seines Arbeitszimmers. Dort 
			ließ ich meine Augen schweifen: An der Wand, neben allem anderen hing 
			ein großes Porträt, eine Arbeit von Robert R. Falk, auf dem Flügel standen 
			äußerst seltene Fotografien von Rachmaninow, die ihm seine Tochter geschenkt 
			hatte, eine Fotografie von Toscanini mit Widmung, Farbfotos - Gilels 
			in einer Audienz beim Papst in Rom…
„Möchten Sie etwas hören?“, er 
			begann lange mit dem Plattenspieler zu „kommunizieren“: Es klappte irgendwie 
			nicht und er begann merklich nervös zu werden. Aber alles renkte sich 
			ein und er legte eine Aufnahme von Horowitz auf - was es war, habe ich 
			einfach vergessen: Sicherlich, weil ich vollkommen von ihm in Anspruch 
			genommen war und seine Reaktion beobachtete… An einer Stelle, wo Horowitz 
			einen „Schlenker“ machte, sagte er, indem er mit dem Finger auf die 
			Schallplatte zeigte:
„Er geniert sich nicht!“
Danach setzte er 
			sich an den Flügel - es war die Rede von Beethoven - und er zeigte mir 
			jene Stelle im ersten Satz der Mondscheinsonate, wo die Achtel-Triolen 
			(der verminderte Septakkord) „allein“ bleiben, ohne melodische Stimme. 
			Er sagte, dass dem ursprünglich eine andere Fassung vorausgegangen sei, 
			- er spielte ein kurzes Arpeggio - und Beethoven erst später zur endgültigen 
			Variante kam (gebrochenes Arpeggio). Ich erinnere mich nicht genau, 
			aber es schien, dass Gilels Beethovens Manuskript selbst gesehen hatte.
			„Das hat mich sehr beeinflusst“, schloss er ab. Wir ließen uns auf dem 
			breiten Sofa nieder.
„Nun, geben Sie mir Ihr Heft.“
Nachdem er 
			aufmerksam die lange Reihe meiner eigenen Aufzeichnungen durchgelesen 
			hatte, sagte er:
„Ich gebe Ihnen das, was Sie nicht haben.“
Ein 
			hoher Stapel Schallplatten auf dem Flügel war, so zeigte es sich, für 
			mich bestimmt; ich erhielt sie eine nach der anderen mit den unerlässlichen 
			Kommentaren. Aber dies schien ihm nicht genug und er begann aufs Geratewohl 
			Schallplatten aus dem Schrank zu nehmen - die er mir entweder übergab 
			oder wieder zurückstellte.
„Hier ist für Sie das Erste Konzert von 
			Beethoven, so eines haben Sie nicht“, er reichte mir eine Schallplatte, 
			aber er überlegte es sich und stellte sie zurück. „Nein, ich gebe Ihnen 
			besser eine andere, auf der das Erste und das Zweite ist - auf einer 
			Schallplatte.“
Lange suchte er, schließlich fand er sie.
Alles 
			was ich in Händen hielt, war bei uns damals unbekannt (später wurden 
			einige dieser Aufnahmen von der Firma „Melodia“ neu aufgelegt). Hier 
			ist die ganze Liste:
„Gilels im Mozarteum“,
„Gilels in der Carnegie-Hall“ 
			(2 Schallplatten),
Tschaikowskij - Konzert Nr. 1 (F. Reiner),
			Brahms - Quartett g-moll, op. 25 (Amadeus-Quartett),
Schubert - Sonate 
			D-Dur,
Schumann - Nachtstücke; Schubert - Moments Musicaux,
Saint 
			Saëns - Konzert Nr. 2 (A. Cluytens), Monzart - Sonate C-Dur (Nr. 16),
			Beethoven - Konzerte Nr. 1, 2 (A. Vandernoot),
Beethoven - Konzert 
			Nr. 4 (L. Ludwig),
Beethoven - Konzert Nr. 5 (L. Ludwig),
Beethoven 
			- Konzert Nr. 5 (G. Szell),
Wenn man dabei bedenkt, dass jede seiner 
			neuen Schallplatten - so oft kamen sie wirklich nicht heraus - für mich 
			- und ich spreche nur von mir! - ein erstrangiges Ereignis war, so kann 
			man leicht erraten, wie ich mich fühlte, als ich an einem A-bend Besitzer 
			eines solchen Reichtums geworden war!
Außerdem gab es auch eine „fremde“ 
			Aufzeichnung: Claudio Abbado mit dem Bostoner Sinfonieorchester – „Romeo 
			und Julia“ von Tschaikowskij und „ Le Poème de l’extase „ von Skrjabin.
			Womit habe ich all dies verdient?
Ich „rechtfertigte“ mich ein wenig, 
			indem ich sagte, dass ich vor einigen Tagen Geburtstag gehabt hatte.
			„Na, dann kommt es gerade zur rechten Zeit“, freute er sich.
Es war 
			schon spät und Zeit zu gehen; und so endete jener Tag, der für mich 
			für immer gegenwärtig blieb - der 19. Februar 1972…
Die Zeit verging. Alles war wie früher: wir sahen uns auf allen seinen 
			Konzerten hinter den Kulissen; tauschten Glückwünsche zum Neuen Jahr 
			aus (ich gratulierte ihm immer zum Geburtstag); aber seine Anrufe „kühlten“ 
			zu meiner Freude nicht ab: nach allem zu urteilen, waren sie für ihn 
			eine gewisse Atempause in seinem arbeitsreichen Leben. In der Regel 
			war das entweder vor oder nach einem seiner Konzerte. Die Gespräche 
			waren nicht kurz: er sprach über vieles, fragte nach vielem, interessierte 
			sich, was im Institut geschah, erkundigte sich immer nach meiner Arbeit. 
			Über sich selbst - nie ein Wort, - nur wenn ich Fragen stellte. Irgendwie 
			war das Gerücht zu mir gedrungen, dass er lange krank gewesen war. Ich 
			fragte ihn, wie es ihm gehe.
„Jetzt bin ich in Ordnung“, antwortete 
			er widerstrebend.
Aber darüber, was ringsum geschah, was er sah, 
			hörte, las - sprach er gerne. Er war sparsam in Worten, aber seine Einschätzungen 
			und Wertungen waren in ihrer Treffsicherheit und ihrem Scharfsinn vernichtend. 
			Er sprach mit äußerster Offenheit, ich würde sagen mit furchtloser Direktheit; 
			er war streng zu anderen, aber auch sich selbst verzieh er nichts. Er 
			hatte ganz bestimmte Ansichten darüber, wie sich der Mensch zu seinen 
			Taten zu verhalten hatte: er ertrug Inkompetenz nicht und alle möglichen 
			Schnitzer verdarben ihm die Laune. In einem Artikel über ihn wurde zum 
			Beispiel gesagt, dass die Achte Sonate von Prokofjew, die er als Erster 
			aufführte, ihm gewidmet sei (und dabei hatte Prokofjew sie seiner Frau 
			gewidmet).
„Wie gefällt Ihnen das, Grischenka“, das ist doch auch 
			eine Schlamperei, sagte er in verächtlichem Ton.
Es gab eine Menge 
			ähnlicher Fälle…
Einmal beklagte er sich, nachdem er den Namen eines 
			Musikwissenschaftlers genannt hatte:
„Wissen Sie, welche Gerüchte 
			er über mich verbreitet? Dass ich mir auf den Manschetten die Harmoniefolgen 
			im Dritten Konzert von Prokofjew aufgeschrieben hätte, um sie nicht 
			zu vergessen.“
Das war natürlich offensichtlicher Unsinn und ich 
			sagte ihm, dass man da nichts machen könne, dass man das mit Geduld 
			ertragen müsse - das ist eben der Ruhm. Und er beruhigte sich sofort 
			wie ein Kind und fing von etwas anderem an zu sprechen.
Seine Anrufe 
			hatten, wie schon gesagt, in der Regel verschiedene Inhalte - da gab 
			es zum Beispiel so einen:
Für ihn, wie für jeden anderen Künstler, 
			bedeuteten die Beziehungen zu den Menschen viel, für die er eigentlich 
			so unzählige Male auf die Bühne getreten war. So geschah es einmal, 
			dass ich auf zwei von ihm angekündigten Konzerten nacheinander (einem 
			Abonnementskonzert und einem außerhalb des Abonnements) allein erschienen 
			war. Das bemerkte er! Er rief an: wie es meiner Frau gehe, ob sie gesund 
			sei, und als ich erklärte, warum sie nicht da gewesen war, fragte er:
			„Aber Sie sind“, hier zögerte er, suchte das Wort, „Sie sind doch… zusammen?“ 
			Da stellte es sich heraus, dass er darüber nachgedacht hatte! - Er war 
			sehr zufrieden, dass alles in Ordnung war.
Im Februar 1975 (um genau 
			zu sein - am 14.) spielte ich mein anstehendes Konzert im Konzertsaal 
			des Instituts (das Programm bestand aus der G-Dur-Sonate von Schubert 
			und zwei Werken von Brahms - op. 118 und 119). In der Pause kam der 
			Tradition gemäß einer meiner engsten Freunde zu mir, genauer gesagt, 
			dieses Mal kam er eher angerannt - ungewöhnlich blass, offensichtlich 
			außer sich, auch meine Frau war aus der Fassung.
‚Was soll das?! 
			Nun, - denke ich, - sicherlich spiele ich heute großartig!’
„Also, 
			mach auf diese Weise weiter, halte durch“, sagte mein Freund, „spiele 
			was das Zeug hält!“
Schließlich hatte ich zu Ende gespielt. Im Künstlerzimmer 
			sagt ein Bekannter:
„Weißt du, Gilels war da!“ Ich hatte das als 
			Witz aufgefasst.
„Wenn er da war“, scherzte ich, „dann mag er herkommen“. 
			In dem Moment wurde der Vorhang zurückgeschlagen - und er trat ein! 
			Ich verstummte.
„Was schweigst du denn“, sagte meine erste Musiklehrerin, 
			„sag ‚Danke’“.
Aber ich konnte auch das nicht sagen. Er gab mir die 
			Hand:
„Lenotschka wollte sehr gerne kommen, aber es ging ihr nicht 
			gut.“ - Und das war alles; er drehte sich um und ging.
Wie man mir 
			später erzählte, wirkte sein Erscheinen vor Beginn des Konzertes auf 
			meine Bekannten wie ein Schock. Als er das bemerkte (einige von ihnen 
			- Pädagogen des Instituts - kannte er), erklärte Gilels:
„Ich habe 
			das Plakat in der Stadt gesehen und mich hat das Programm interessiert.“
			… Aber am nächsten Morgen rief er an. Ich folge Pasternak: „ich werde 
			es im Gedächtnis bewahren und nicht verschwenden“…
Na ja! Da erhielt 
			ich die Rechtfertigung meiner musikalischen Biografie. Zum Schluss des 
			Gesprächs sagte er, dass er mir … Schallplatten schenken möchte und 
			dass er morgen um so und soviel Uhr im Konservatorium sein werde; wenn 
			ich kommen könne, würde er sie mitbringen.
Lange vor der genannten 
			Zeit wartete ich auf ihn in der Garderobe des Kleinen Saales.
Und 
			da erhalte ich ein unschätzbares Geschenk (und wieder fällt es mit meinem 
			Geburtstag zusammen):
das Pariser Album, aus drei Schallplatten bestehend:
			Beethoven - 3. Konzert (A. Cluytens),
Rachmaninow - 3. Konzert (A. 
			Cluytens),
Mozart - Sonate C-Dur (Nr. 16), Chopin c-moll.
Außerdem
			Beethoven - Sonaten Nr. 6 und 23,
Grieg - Lyrische Stücke,
Prokofjew 
			- Sonate Nr. 8, Visions fugitives.
Der Neid der „Eingeweihten“ war 
			grenzenlos. Einmal rief er an:
„Kennen Sie die Erste Sonate von Schostakowitsch?“
			„Ja.“
„Man spielt sie selten. Wenn Sie können, kommen Sie in den 
			Weißen Saal des Konservatoriums, mein Aspirant wird sie spielen. Er 
			ist aus Tallinn“, aus irgendeinem Grund wiederholte er das zweimal.
			Natürlich ging ich hin. Im Saal fand eine Veranstaltung statt, er wurde 
			lange nicht freigegeben; Gilels wartete geduldig, er zeigte seinen Unmut 
			nicht. Im Konzert, während ich neben ihm saß, versuchte ich seine Reaktion 
			zu erfassen, aber er war vollkommen gelassen.
Ich kam manchmal in 
			den Genuss solcher „außerplanmäßigen“ Begegnungen.
Im Dezember 1977 
			fand im Großen Saal der Komponistenunion in der Neshdanowa-Straße ein 
			Konzert mit Werken meines Freundes, des Komponisten O. K. Eiges, statt. 
			Gleichzeitig war zu dem Konzert eine Ausstellung seiner Bilder im Kleinen 
			Saal arrangiert worden. Man muss sagen, dass Oleg Konstantinowitsch 
			sein Hobby als Maler sehr ernst nahm, und da machte er etwas Unerklärliches 
			- er rief Gilels an, der ein entfernter Bekannter von ihm war, und lud 
			ihn zu der Ausstellung ein. Nicht zum Konzert, sondern zur Ausstellung!
			Mir teilte er mit:
„Er hat versprochen zu kommen; ich habe ihm gesagt, 
			dass Sie da sein werden.“
Und tatsächlich - er kam, ungeachtet dessen, 
			dass er zwei Tage später - am 27. Dezember - ein Konzert im Großen Saal 
			des Konservatoriums hatte, wo er zum ersten Mal die h-moll Sonate von 
			Chopin spielen sollte! Wir setzten uns an den Tisch, der in der Mitte 
			des Saales stand und unterhielten uns, wobei wir uns Zeit ließen. Er 
			fragte, ob ich etwas von Eiges spiele und was diese Werke darstellten. 
			Irgendwie interessierte er sich für mein Verhältnis zu Skrjabin. Dann 
			spazierte er durch die Ausstellung, schaute sich die Arbeiten genau 
			an und trug sich ins Gästebuch ein. Er erzählte, wie er in Paris im 
			Atelier Larionows war und wie jene Dame, die seine Bilder erhalten hatte, 
			sie entweder niemandem zeigt oder nicht verkauft - jetzt erinnere ich 
			mich nicht mehr genau daran. Er sprach über den starken Eindruck, den 
			Larionow auf ihn gemacht hatte…
… Aber nach seinem Konzert, im Künstlerzimmer, 
			erkundigte er sich nach seiner Gewohnheit vorsichtig:
„Haben Sie 
			jetzt noch etwas zu erledigen?“
Selbst wenn das der Fall gewesen 
			wäre, hätte ich doch gesagt, dass es nicht so sei.
„Warten Sie auf 
			mich, wir gehen zu mir.“
Er kam lange nicht heraus. Schließlich setzte 
			er mich und meine Frau auf den Rücksitz seines Autos und er selbst setzte 
			sich ans Steuer. Während wir fuhren, fragte er ausführlich nach den 
			Angelegenheiten im Institut. Er war in guter Stimmung - das heißt, er 
			war mit dem Konzert zufrieden und wollte das Ereignis feiern.
Am 
			Tisch (es waren noch die Tochter Elena mit ihrem Mann da und W. M. Blok 
			mit seiner Frau) schenkte er allen aus einer schönen Flasche Wein in 
			die Gläser und sagte bedeutsam:
„Dieser Wein stammt aus den Weinbergen 
			von George Sand, sicherlich hat ihn Chopin getrunken!“
Dann, schon 
			im Arbeitszimmer, sprach er davon, wie teuer ihm diese Sonate war. Ich 
			fragte, ob er ihre polnische Fassung spiele.
„Ja, ich liebe den polnischen 
			Chopin, ich liebe andere Bearbeitungen nicht - ich möchte selbst nachdenken!“
			Er schenkte mir eine Schallplatte, offensichtlich ein Probeexemplar. 
			Auf das leere, weiße Etikett war von seiner Hand geschrieben:
„M. 
			Ravel - Pavane
Jeux d’eau
Moskau Konzert BSK
C. Debussy - Images 
			1re sèrie
1) Reflets dans l’eau
2) Hommage à Rameau
3) Mouvement
			Prag 1973
Emil Gilels“
Das stand auf einer Seite. Auf der anderen:
			„Aufnahme eines Konzerts in Prag 1973
Und Strawinsky - Suite aus 
			dem Ballett Petruschka
1. Danse russe
2. Bei Petruschka
3. 
			Jahrmarkt.
Emil Gilels“
Im Juni 1979 erhielt ich von ihm durch 
			die Post einen westdeutschen Prospekt, der dem 50. Jahrestag seines 
			ersten Konzertes gewidmet war. Wie üblich rief er mich an und erzählte 
			nichts von sich; aber als ich wagte, ihn nach etwas zu fragen - antwortete 
			er bereitwillig. Nur einmal teilte er von sich aus etwas, wie man so 
			sagt, aus dem Stand heraus mit:
„Grischenka, es gibt jetzt die ‚Hammerklavier-Sonate’!“
			Auf meine Fragen teilte er mir den Stand der Dinge mit - welche Beethoven-Sonaten 
			er zu den aufgezeichneten „hinzufügt“ hatte; doch einmal, als ich fragte, 
			wie viele noch übrig wären und wann er den ganzen Zyklus beenden würde, 
			da hörte ich:
„Das überlasse ich dem Schicksal…“
Die Stimme war 
			müde und ungewöhnlich dumpf… Nein, in mir regte sich damals gar kein 
			schlimmes Vorgefühl…
An die schrecklichen Tage im Oktober 1985 möchte 
			ich mich nicht erinnern. Ich sage nur mit den Worten Paustowskijs - 
			besser kann man es nicht sagen: „Das Schrecklichste am Tod besteht für 
			diejenigen, die weiter leben, darin, dass sie dem Toten nicht mehr das 
			Wichtigste sagen können, dass sie ihn spüren und an ihn denken. Die 
			Liebenden kommen wie immer zu spät. Eine unverständliche Schüchternheit 
			verschließt ihnen die Lippen. Und jetzt wird er natürlich niemals mehr 
			erfahren, wie stark und uneigennützig ihre Liebe war. Hätte sie ihn 
			vielleicht retten können?“
Er war in allem ungewöhnlich. Äußerlich 
			machte er den Eindruck eines Menschen, der „bis obenhin zugeknöpft war“, 
			unzugänglich und düster. Das war der unerlässliche Schutz vor der Neugier 
			der Umgebung, der Geschmacklosigkeit der Menschen; er schützte seine 
			innere Welt - das äußerst intensive geistige Leben, das ihn keine Minute 
			verließ. Seine Strenge konnte die Menschen abschrecken. Aber erinnern 
			wir uns - lächelte zum Beispiel Rachmaninow oft? Eher muss man sagen, 
			dass Gilels tatsächlich gar nicht so war, wie er schien. Nein, alles 
			war viel komplizierter; und auch als Mensch war er kompliziert, er ähnelte 
			nicht dem gängigen Ideal. Denn er war genial - und damit, denke ich, 
			ist vieles gesagt. Seine sichtbare Strenge spiegelte seine Beziehung 
			zu dem Werk wider, dem er sein ganzes Leben gewidmet hatte. Hier war 
			er unbeugsam streng, fordernd und ehrlich. Weder sich selbst noch einem 
			anderen erlaubte er die kleinste „Schwäche“. Man erzählte mir, wie er 
			einmal in eine Stadt kam, wo er mit dem Orchester spielen sollte. Auf 
			der Probe unterbrach der Dirigent mehrmals das Orchester (in der Orchestereinführung 
			des Konzertes), machte Bemerkungen - kurz gesagt, er belehrte es. Gilels, 
			der noch keine einzige Note gespielt hatte, unterbrach die Probe: „Warum 
			ist das Orchester bei meiner Ankunft noch nicht vorbereitet?“ Ist das 
			vielleicht Unbescheidenheit? Ganz und gar nicht! Im Gegenteil, damit 
			wollte er gleichsam sagen: „Ich habe alles getan, was ich konnte; warum 
			habt ihr das nicht auch getan? Vor der Musik sind wir alle gleich“. 
			Und er hat Recht.
Sein Name hat sich schon längst irgendwie von ihm 
			gelöst, er gehört schon nicht mehr einem bestimmten Menschen - er verkörpert 
			in sich jene höchste Stufe des Ruhmes, der nur Auserwählten zufällt. 
			Er wurde mit Ehrungen, Auszeichnungen, Titeln überschüttet wie aus einem 
			Füllhorn, aber er änderte sich nicht, er blieb irgendwie der Stille, 
			Unauffällige. Menschen, mit denen er verkehrte, waren für ihn Freunde, 
			unabhängig von ihrer „Berühmtheit“ - ihre Stellung in der Gesellschaft 
			hatte für ihn einfach keinerlei Bedeutung. Er war bescheiden und einfach, 
			er war ein guter Mensch und half den Menschen. Ich spreche davon in 
			voller Verantwortung: Einiges ging sozusagen auch durch meine Hände. 
			„Gute Werke, Grischenka“ - sagte er, „muss man geheim halten“.
Der 
			bekannte französische Kritiker Claude Rostand (man kann sich vorstellen, 
			wen er alles in den Jahren seiner Tätigkeit gesehen hatte!) schrieb 
			über Gilels: „Niemals kannte ich einen Menschen, der bezaubernder, freundlicher, 
			herzlicher, für sich einnehmender war, der sich mehr im Bann der Kunst 
			befand…“ Und ich kannte auch keinen.
Er besaß außerordentlichen Mut. 
			Er hat vieles erlebt - sein Weg war keineswegs, wie man so sagt, mit 
			Rosen bestreut. Er hat alles erfahren - sowohl Ungerechtigkeit, wie 
			Unverständnis… Doch er ging gegen alle Widerstände seinen Weg, was es 
			ihn auch kostete.
Er trug auf seinen Schultern die schwere Last eines weltweiten Ruhmes, trug ihn mit Würde und Stolz - nicht auf sich selbst! - auf die Musik, der er rechtschaffen und ohne Eitelkeit diente. Er stellte sich nicht zur Schau, kam ohne billiges Aufsehen und Reklame, ohne tiefsinnige Erklärungen über beliebige Themen aus, er - eine Weltberühmtheit - spielte sich nicht auf den Bildschirmen im Fernsehen auf…
Mit den Jahren drang er immer tiefer in den Kern der Kunst ein, streifte alles Äußerliche ab, denn für ihn war nichts teurer als jene Namen, der Wille jener, die er den Menschen nahe brachte, - Mozart und Beethoven, Schubert und Brahms, Schumann und Chopin, Tschaikowskij und Rachmaninow, Debussy und Ravel, Prokofjew und Schostakowitsch… Und solange diese Namen lebendig sind, solange die Musik selbst lebt, - wird auch er leben!
Moskau, August 1989